Leuchtzeichen gegen Armut und Kinderarbeit
Zum Welttag gegen Armut setzt die Kindernothilfe Österreich gemeinsam mit ihren Bündnispartnern der Initiative “Kinderarbeit stoppen” auch ein starkes Zeichen gegen die Ausbeutung von Kinderarbeiter*innen. Mit einer Fassadenprojektion am Justizministerium appellieren wir an das Verantwortungsbewusstsein der zukünftigen Regierung und fordern wirksame Maßnahmen gegen ausbeuterische Kinderarbeit.
Armut zwingt Kinder zur Arbeit
(Wien, 17. Oktober 2024) Heute leben 8,5 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut (weniger als 2,15 Dollar pro Tag), weitere 44 Prozent in Armut. Mit einer Fassadenprojektion auf dem Justizministerium beleuchtet die Initiative „Kinderarbeit stoppen“, dass ausbeuterische Kinderarbeit eine unmittelbare Folge davon ist. Für die Filmanimation wurden Zeichnungen von Mädchen und Buben aus Österreich, aber auch Projektländern im Globalen Süden verwendet. Sie zeigen ihre Vorstellung von einer gerechten Welt ohne Kinderarbeit. Mit der Aktion sollen die 160 Millionen Kinder weltweit ins Rampenlicht gerückt, die regelmäßig und zum Teil unter gefährlichen Bedingungen arbeiten müssen. Denn in Haushalten, in denen extreme Armut herrscht, ist jedes Familienmitglied gezwungen, seinen Beitrag zu leisten, um die allernotwendigsten Bedürfnisse zu decken. Und die Kinder selbst fühlen sich verantwortlich, zum Einkommen der Familie etwas beizutragen.
Armut nimmt Kindern ihre Zukunft
So auch in Nepal, wo 1,6 Millionen Kinder Tag für Tag in Ziegeleien schuften, anstatt in die Schule zu gehen. Diese Arbeit ist für die Mädchen und Buben extrem anstrengend - körperlich und seelisch. Bei Hitze, Smog und Staub stellen sie Ziegel aus Tonerde her. Zunächst kneten sie den Ton durch, dann streichen sie ihn in gesandete Holzformen. Die gestürzten Ziegel lassen sie danach in der Sonne trocknen, bevor sie sie zu Mauern stapeln. Ziegel für Ziegel, je zweieinhalb Kilo. Die getrockneten Tonblöcke werden dann mit einem klapprigen Fahrrad zum Brennofen transportiert. Für tausend Ziegel am Tag erhalten sie umgerechnet 6 Euro.
Neben den körperlichen und seelischen Risiken bleibt ihr Kinderrecht auf Bildung auf der Strecke. Doch ohne Schulbesuch haben die Mädchen und Buben selten eine andere Perspektive als zu arbeiten. Das verstärkt den Teufelskreis der Armut und (ausbeuterischen) Kinderarbeit und nimmt ihnen die eine Chance auf eine bessere Zukunft.
Lieferkettengesetz als wichtiger Schritt
„Es ist an der Zeit, dass Kinderarbeit weltweit der Vergangenheit angehört“, appelliert auch Sigrid Kickingereder für das Bündnis Kinderarbeit stoppen. „Die europäische Lieferkettenrichtlinie ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, da sie Unternehmen unter anderem verpflichtet, für existenzsichernde Einkommen entlang ihrer Zulieferketten zu sorgen. Damit sie aber tatsächlich etwas bewirken, muss rasch ein inklusiver Prozess aufgesetzt werden, um eine bestmögliche Umsetzung der Richtlinie ins österreichische Recht unter Einbindung der Zivilgesellschaft zu gewährleisten. Wir werden dabei auf einem klaren Fokus auf Kinderrechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen achten, denn Armut darf nicht länger als Entschuldigung dienen, Kinder ihrer Zukunft zu berauben.“
Mit Blick auf die bevorstehenden Regierungsverhandlungen fordert die Initiative „Kinderarbeit stoppen“, dass die nächste Regierung eine ambitionierte nationale Umsetzung der europäischen Lieferkettenrichtlinie vorantreibt. Diese verpflichtet Unternehmen zu menschenrechtlichen und ökologischen Sorgfaltspflichten entlang globaler Wertschöpfungsketten. Die Ausgestaltung des österreichischen Lieferkettengesetzes bietet eine historische Chance, Kinderrechte weltweit besser zu schützen – aber nur, wenn es unter Einbindung von Expert*innen und der Zivilgesellschaft durchdacht entwickelt und dann konsequent umgesetzt wird.